Der Verein
Der Verein Pro Herrnhuter Bahn e.V. wurde im Jahr 2018 gegründet. Seine Mitglieder widmen sich dem Erhalt und der Pflege denkmalgeschützter Zeugnisse der Eisenbahn-Verkehrsgeschichte der Oberlausitz. Ihre Aktivitäten gelten insbesondere der unter Denkmalschutz stehenden Eisenbahnstrecke Löbau-Zittau zwischen Niedercunnersdorf und Oberoderwitz. Im Rahmen eines Pflegevertrages mit der Deutschen Bahn will der Verein den stillgelegten Streckenabschnitt vor dem endgültigen Aus bewahren. Zu besonderen Anlässen werden auf den Gleisen Fahrten mit Fahrraddraisinen durchgeführt.
Die Eisenbahnstrecke Löbau – Zittau
Bereits vor der Fertigstellung der Strecke Görlitz – Dresden im Jahr 1846 gab es Bestrebungen, eine Zweigbahn von Löbau nach Zittau zu errichten. Nach einem ersten, gescheiterten Anlauf kam es wenig später schließlich doch zum Bau der Strecke über Herrnhut. Am 10. Juni 1848 wurde sie feierlich eröffnet. Sie ist damit eine der ältesten Eisenbahnstrecken in Sachsen und in ganz Deutschland. 1859 erfolgte ihre Verlängerung in die nordböhmische Stadt Liberec (Reichenberg) durch die Zittau-Reichenberger Eisenbahn. Die Strecken-Kilometrierung mit Löbau als Endpunkt bei Kilometer 60,7 erinnert noch immer daran.
Trotz des topografisch anspruchsvollen Geländes im Oberlausitzer Bergland wurde die Strecke zweigleisig mit großzügigen Kurvenradien und relativ moderaten Steigungen trassiert. Obwohl sie bereits Anfang des 20. Jh. ihren Status als Hauptbahn verlor, wies sie noch lange hochwertigen Reiseverkehr und ein erhebliches Güterverkehrsaufkommen auf. Ende der 1980er, Anfang der 1990er Jahre wurde sie umfassend modernisiert und ertüchtigt. Sogar die Elektrifizierung war geplant.
Der gesellschaftliche Wandel nach der Wende und die damit einhergehende Verlagerung des Verkehrs auf die Straße brachte die Stilllegung zwischen Niedercunnersdorf und Oberoderwitz. 1998 fuhr der letzte Personenzug, 2002 der letzte Güterzug. Danach fiel dieser Streckenabschnitt in einen „Dornröschenschlaf“, aus dem ihn die Vereinsaktivitäten Stück für Stück wieder wecken sollen.
Das Museums-Stellwerk B2/W3 im Bahnhof Zittau
Der Bahnhof Zittau hat in den Jahren 2017 bis 2019 sein Gesicht verändert. Gleisanlagen wurden erneuert und im Umfang reduziert, moderne elektronische Leit- und Sicherungssysteme installiert, die alten Stellwerke abgerissen. Zurück blieb das unter Denkmalschutz stehende Stellwerk B2/W3, das sich am östlichen Ende des Inselbahnsteiges befindet.
Das Gebäude wurde 1910 errichtet und 1932 durch einen Anbau erweitert. Der ältere Teil beherbergt das Wärterstellwerk W3 (alte Bezeichnung „II“), das mit einem mechanischen Stellwerk der Bauart „Jüdel“ ausgestattet ist. In dem späteren Anbau mit der markanten Kanzel befindet sich das Befehlsstellwerk B2. Hier ist die Stellwerkstechnik ein sogenannter „sächsischer Bahnhofsblock“.
Das Stellwerk präsentiert sich so, wie es im August 2017 nach der letzten Dienstschicht verlassen wurde. Die gesamte Technik und Einrichtung ist nicht mehr in Betrieb, aber vollständig erhalten. Ein Konzept zur musealen Demonstration der sicherungstechnischen Betriebsabläufe befindet sich im Aufbau. Nach vorheriger Terminvereinbarung ist eine Besichtigung möglich. Regelmäßig öffnet das Stellwerk zum Tag des offenen Denkmals seine Pforten.